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Warum Diversitykompetenz ein Teil von Professionalisierung ist


Neulich in einem Workshop, wir sitzen im Kreis und eine Teilnehmerin erzählt leise: „Manchmal machen Kollegen Witze über meine Herkunft oder meinen Körper. Ich weiß nie, wie ich reagieren soll.“


Ein anderer nickt. „Ja, bei mir ist es ähnlich. Ich lache oft mit, obwohl ich mich eigentlich unwohl fühle.“


In diesem Moment denke ich mir, wie so häufig: Wie kann es sein, dass in einem vermeindlichen professionellen Umfeld solche sexistischen und rassistischen Äußerungen immernoch fallen und keiner widerspricht. Dabei kenne ich die Antwort: Ein Teil davon liegt sicher daran, dass viele Menschen gar nicht erkennen, wie verletzend ihre Worte sein können. Sie meinen es als harmlosen Scherz – und übersehen, wie stark die Wirkung auf andere ist.

Dann sind da die unreflektierten Machtstrukturen. Wer in der Mehrheit ist oder in einer höheren Position sitzt, merkt oft gar nicht, wie sehr bestimmte Kommentare Ausgrenzung erzeugen. Und diejenigen, die betroffen sind, haben häufig nicht die Möglichkeit, sich zu wehren oder gehört zu werden.


Leider wird es von Vielen einfach hingenommen. „Man hat das schon immer so gemacht“ oder „Es ist doch nur Spaß“ – solche Rechtfertigungen verhindern, dass wir hinschauen. Gleichzeitig fehlt es vielen Organisationen an einer Kultur, die Diversity als Teil von Professionalität begreift. Es gibt oft keine klaren Strukturen oder Routinen, die ein respektvolles, diskriminierungssensibles Miteinander aktiv fördern – geschweige denn Inhouse-(AGG-)Beschwerdestellen, an die sich Mitarbeitende wenden könnten, wenn sie Diskriminierung erleben.

Dazu kommt: Wer widerspricht, riskiert Ausgrenzung oder Ablehnung. Also lachen viele mit, obwohl sie sich innerlich unwohl fühlen. Und nicht zuletzt wirken unsere unbewussten Vorurteile weiter, wenn wir sie nicht reflektieren – sie beeinflussen unsere Worte, Entscheidungen und unser Verhalten mehr, als wir oft wahrhaben wollen.


Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern vielmehr um eine Fehlerkultur: aufmerksam sein, zuhören, reflektieren und Verantwortung übernehmen. Genau hier setzt Diversitykompetenz an – sie macht Professionalität vollständig, weil sie den Umgang miteinander einschließt, nicht nur die fachliche Expertise.


Diversitykompetenz heißt, dass wir unsere Normalitätsvorstellungen, unsee Sprache und unser Verhalten hinterfragen und bewusst handeln. Es bedeutet, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden respektiert und sicher fühlen – und in dem unterschiedliche Perspektiven als Bereicherung statt als Problem gesehen werden.

Wer diese Fähigkeit entwickelt, stärkt nicht nur das Teamklima, sondern auch die eigene Professionalität. Entscheidungen werden reflektierter, Kommunikation klarer und Zusammenarbeit effektiver. Und nicht zuletzt signalisiert ein bewusster Umgang: Hier wird Verantwortung übernommen, hier wird Professionalität ernst genommen – nicht nur in Theorie, sondern in jedem Moment des Arbeitsalltags.

 
 
 

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